Firmenchronik

Gründung 

Carl Wisserodt
Carl Wisserodt

Die Familie Wisserodt kann in der Traditionsfolge, auf eine über hundertjährige erfolgreiche Baumeister- und Ingenieurtätigkeit im Bauwesen im 20. und 21. Jahrhundert zurückblicken.

Bereits die erste, an moderner Technik orientierte Tätigkeit, in der Familie, ist mit Carl Wisserodt, geb. am 28. November 1881, dokumentiert; er war bereits im Technischen Betrieb  der Deutschen Reichsbahn tätig.

In dieser „Eisenbahner-Familie“ wuchs Heinrich August Fritz Wisserodt, geb. am 20. Mai 1907 als zweitältestes Kind der Eheleute Carl und Louise Wisserodt mit drei Geschwistern auf.

Frühe Jahre – Berufliche Entwicklung

Nach der Ausbildung  zum Kunst- und Bau-Schlosser (1922-26) bei Schlossermeister Wilhelm Eickhoff in Hildesheim (heute Stahlbau Eickhoff), Zensur „sehr gut“, studierte Heinrich an der Kunstgewerbeschule Architektur von 1921 bis 1923 und an der Baugewerkschule Hildesheim (heutige Universität Hildesheim) von 1926 bis 1930 beide Fachrichtungen,  Hoch- und Tiefbau; beide Studien schloss er mit dem
Prädikat „gut“ ab.

Erste berufliche Schritte

Tätigkeitsnachweis
Tätigkeitsnachweis

Er lernte den Regierungsbaumeister und Reichsbahnrat a.D. August Henkes kennen, der sein berufliches Potential erkannte und ihn förderte und ihm, mit gerade einmal achtundzwanzig Lebensjahren, die Erlangung eines umfassenden Auftrages als Bauingenieur ermöglichte. Er wurde von den Braunschweigischen Kohlebergwerken (BKB) in Helmstedt mit der Vermessung, Gesamt-Planung und Baudurchführung der Verlegung der DR-Eisenbahnstrecke Helmstedt – Schöningen beauftragt, einschl. aller Gleisanlagen, Sicherungsanlagen (Stellwerke, Bahnübergangstechnik),  Bauwerke, wie Hochbauten/Gebäude und  Ingenieurbauwerke, wie Brücken, Tunnel, Durchlässe, etc.). Die Verlegung war erforderlich geworden, weil der Braunkohle-Tagebau bei Helmstedt erweitert werden sollte. Das war für ihn der Start in die Selbstständigkeit. Er war bereits motorisiert mit einem Motorrad der Marke BMW R 32. Es war das Jahr 1934.

Heinrich W.  mit Motorrad
Heinrich W.  mit Motorrad

Heinrich Wisserodt gründete sein Ingenieurbüro, welches er „Technisches Büro für Bauwesen“ nannte, im Jahr 1934 in Hannover. Auf der Suche nach einem geeigneten Bürostandort hatte er anfangs noch keine dauerhafte Adresse ; so sind Büroadressen in Hannover bekannt geworden, in der Fössestraße (bei Klöckner), bei ihm in den Wohnungen in der Oeltzenstraße 19 und in der Sedanstraße 15, wo er während des Krieges an beiden Standorten ausgebombt wurde.

In den Kriegsjahren war Heinrich Wisserodt mit seinen Mitarbeitern, wegen seiner besonderen Fachkenntnisse im Eisenbahnwesen, von der Heeresbauverwaltung (OT Organisation Todt) zwangsverpflichtet und bei strategisch wichtigen Projekten in diesem Bereich, eingesetzt worden, so bei den Heinkel-Flugzeugwerken in Rostock-Marienehe,

Heinrich Wisserodt
Heinrich Wisserodt

Junkers-Flugzeugwerken in Dessau, bei Krupp-Gruson in Magdeburg, in der  Heeresversuchsanstalt Peenemünde und im Bergwerk Nordhausen/ Harz. Weitere projektbezogene Büros gab es in Rostock und Krakau.

 

 

 

Erste Entwicklungen im Eisenbahnwesen

I - Flex Doppelschaft Federnagel 
auf Holzschwellen
I - Flex Doppelschaft Federnagel
auf Holzschwellen

Das Schicksal meinte es sehr gut mit ihm, und die Bekanntschaft mit Herrn Regierungsbaumeister August Henkes brachte auch viele gemeinsame Ideen und Entwicklungen in Gang, die zum Teil auch patentiert wurden. So entwarf er die Weiterentwicklung einer federnde Schienenbefestigung, den sogen.  I-Flex-Federnagel, ein Vorläufer der heute als Standardschienenbefestigung  gebräuchlichen „Schwinge“.

 

Betonschwelle
Schwellenanordnung Lang-Quer

Des Weiteren hat er an der Entwicklung einer Betonschwelle, als Ersatz für die üblicherweise verwendeten Holz- bzw. Stahlschwellen, gearbeitet und an einer Befestigung der Schienen, eben an dieser. Hieraus entstanden Patente für die Befestigung von Schienen auf Betonschwellen durch Schwellenschrauben (Schienenplatte mit K-Oberbau),  mittels Holz- bzw. Gummi-Dübel, die bei Herstellung der Betonschwellen gleich mit einbetoniert wurden.

 

Schienenstuhl
"Schienenstuhl"

Die Idee für die Betonschwelle wurde weiterentwickelt, z.B. für die Befestigung von Schienen bei großen Kranbahnen, der sogenannte „Schienenstuhl“, der ebenfalls gleich in die Betonlagerfläche einbetoniert wurde. Auch Arbeitsgruben in den Bahnbetriebswerken (BBW) der Bahnverwaltung, für die Wartung der Fahrzeuge, gehörten dazu. Die Kreativität nahm kein Ende, als auch noch der Vorläufer der heutigen Feste Fahrbahn (FF) entwickelt wurde, basierend auf den Überlegungen für die  Lastabtragung für große Lasten auf den Gleisrost, die Schwellenanordnung, sogenannt Lang-Quer.

Nachkriegsjahre / Wiederaufbau

Nach Kriegsende baute er 1945 eine zerstörte Wohnung am damaligen Stadtrand von Hannover im Stadtteil List aus, die sowohl als Wohnung, wie auch als Büro diente. Die Bunsenstraße 6 war die „Keimzelle“ in der unmittelbaren Nachkriegszeit des sich schnell entwickelnden Unternehmens. In dem kleinen Büro arbeiteten bereits 1945 wieder fünf Mitarbeiter mit Herrn Wisserodt zusammen (Baxmann, Klöpper, Schwerdtfeger, Bürger, Blanke), und da die Räumlichkeiten keine Erweiterung zuließen, zog man wenig später, in ein gerade wieder aufgebautes Bürogebäude in der Innenstadt Hannovers, Rathenauplatz 15, Am Kröpcke.


Erstes Nachkriegsbüro : Hannover, Rathenauplatz 15 (Am Kröpcke)
Erstes Nachkriegsbüro : Hannover, Rathenauplatz 15 (Am Kröpcke)

Für die Architekten und Ingenieure bot sich im Nachkriegs-Deutschland, durch die totale Zerstörung der Infrastruktur und der Bausubstanz der Städte, Ortschaften und Industrieanlagen, ein riesiges Aufgaben- und Betätigungsfeld. Heinrich Wisserodt war durch sein breitgefächertes Fachwissen als Architekt und Ingenieur in der Lage, in dieser so schwierigen Nachkriegszeit, allen gestellten Aufgaben des „Bauens“ gerecht zu werden. So bearbeitete er mit seinem Büro Projekte der verschiedensten Fachgebiete in Planung und Baudurchführung : Schon in frühen Nachkriegsjahren hat er nachhaltige und umweltfreundliche Projekte entworfen und verwirklicht, z.B. für die Nutzung der Wasserkraft zur Erzeugung von Strom, für den Mühlenbetrieb Calenberger Mühle durch den Bau einer beweglichen Wehranlage mit Krafthaus (Turbine zur Stromerzeugung) an der Leine in Schulenburg ; nicht genutzte Energie kann/wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

Zum Besuch der Baustellen stand den Mitarbeitern auch in dieser schwierigen Zeit ein motorisiertes Fahrzeug zur Verfügung; so schaffte man ein sogen. Moped der Marke NSU Quickly, später ein Klein-Motorrad der Marke NSU Fox, an sowie einen Kleinwagen der Marke Lloyd Alexander. Herr Wisserodt fuhr nach einem (Vorkriegs-) DKW einen Ford Taunus (Buckeltaunus).

Aufbruch / Wirtschaftswunderjahre 

Heinrich Wisserodt konnte durch seine Präsenz, zur rechten Zeit am rechten Ort und seiner nachweislichen fachlichen Diversität den enormen Anforderungen des Wiederaufbaus im Nachkriegs-Deutschland mit seinem kompetenten und vielseitigen Ingenieurteam gerecht werden. Entwurf von Hochbauten (öffentliche Bauten, Wohngebäude, Kirchen, Industrieanlagen), statische und konstruktive Bearbeitungen (Konstruktion, Statik, Tragwerksplanung), Planung und Baudurchführung von Straßen, Eisenbahnanlagen, Brücken, Tunnel sowie Wassergewinnungsanlagen, Wasserversorgung, Abwasser- beseitigung, Kläranlagen (Misch-, Trennsystem), Pipelines. Erschließungsgebiete für Industrieanlagen und / oder Wohnbebauungen

=> siehe Link Projekte-Bauwerke

Belegschaft Büro Hannover, ca. 1965

Belegschaft um 1965
hinten v.l.: Fuhrmeister, Misol, Busche, Viehoefer, Lubitz, ?
davor v.l.:  Fischer, Hegemann, May, Miltz, ?, Richter
davor v.l.:  ?, Hoffmann, Gebauer
davor v.l.:  Blanke, Walter, Küster,  W. Wisserodt, Starzinsky, Ryhl
sitzend:     Hofmann,  Kügler, H. Wisserodt, Gerlach (Staff), Hirschfeld (Prange) , van der Pol

Vergabe- und Auftragssituation

Das bisherige Leistungsbild wurde den veränderten Anforderungen angepasst, das breitgefächerte Portfolie konnte und wollte man zukünftig, mit der zunehmenden  Spezialisierung in den verschiedenen  Fachbereichen, uneingeschränkt bedienen können.

Die Umorientierung stand auch im Zusammenhang mit dem Zwist um die Anwendung der Gebührenordnungen der Architekten und Ingenieure; diese wurden zunehmend zum „Glaubensbekenntniss“ der Architekten und Ingenieurverbände (GOI/GOA, LHO, HOAI, usw.). Sie „kämpften“ im AHO (Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung) über Jahrzehnte mit den großen öffentlichen Auftraggebern (DB, OFD-LBA, Städte, Kommunen, usw.) um den Leistungswettbewerb bei der Vergabe zugrunde zu legen und nicht den Preiswettbewerb; Heinrich Wisserodt war zeitweise Mitglied in diesen Gremien.

Viele Kollegen hielten sich nicht an die Empfehlungen der Berufsverbände zur Anwendung der Gebührenordnungen für Honorare z.B. GOI, LHO, HOAI und boten unterpreisig an, was dauerhaft zu wirtschaftlichen Nachteilen der anderen Ingenieurbüros führte. Später begann sogar die Ausschreibung bei Architekten und Ingenieurleistungen, welches Herr Wisserodt mit großem Engagement bekämpfte -  Architekten und Ingenieur- Tätigkeiten sind keine Ware oder Produkte sondern sind eine schöpferische, geistige Tätigkeit  ! war sein Credo.

Im Laufe der Zeit wurde bei den Vergaben bei einzelnen Auftraggebern sogar eine sogen. Atomisierung von Teilleistungssätzen der Gebührenordnung eingeführt, was zu weiteren wirtschaftlichen Nachteilen und zu einem ruinösen „(Preis)kampf“ unter den Ingenieurbüros führte und damit auch zur Bedrohung der Existenzgrundlage der Freien Berufe.

Herr Wisserodt zog seine Konsequenzen aus der Uneinsichtigkeit von Kollegen und zog sich aus der Mitarbeit, als Delegierter des VBI (Verband Beratender Ingenieure) im AHO, zurück und orientierte sich bezüglich seines Ingenieurangebotes um – seine Büros wurden neu organisiert und strategisch umgebaut und ausgerichtet. Sein bereits im Unternehmen tätig Sohn Wolfgang wurde Partner und wurde ein maßgeblicher „Umsetzter“ dieser Ideen seines Vaters.

Neu-Orientierung
Hinwendung zu Verkehrsprojekten

Das Unternehmen wurde dem Zeitgeist entsprechend in WISSERODT Ingenieurberatung umbenannt. Die Auftraggeber waren bisher und sind auch weiterhin, die sogenannten „öffentliche Auftraggeber“, also Behörden, staatliche Dienststellen, halbstaatliche  Organisationen, usw..

Der Bundesverkehrswegeplan sah perspektivisch eine umfangreiche

Erweiterung der Projektmaßnahmen im Verkehrssektor vor, sodass es angeraten war, die Ausrichtung auf den Verkehrssektor zu beschleunigen. Es gab nachhaltige Erfahrungen in der Entwurfsbearbeitung im Straßenbau für Bundesautobahnen, Schnellstraßen, Bundes- und Landesstraßen, wie auch für Bahnanlagen einschl. der Eisenbahnsicherungs- und Bahnübergangtechnik für Neu- und Ausbaustrecken, Bahnhöfe und Industrieanlagen und neue  für  neue Baugebiete. Dazu gehörten natürlich auch die klassische Bearbeitung von Ver- und Entsorgungsprojekten, von Brücken –und Tunneln sowie der Verkehrswasserbau (Kanal, Hafen).

Am 18. August 1982 stirbt  Heinrich August Fritz Wisserodt überraschend im Alter von 75 Jahren in Hannover und wird auf dem Städt. Friedhof Engesohde im  Familiengrab der Familie Wisserodt beigesetzt.

Wiedervereinigung  / „Wendezeit“

Die Verbundenheit mit Berlin durch die Studienzeit von Wolfgang W. und die sich daraus herrührende frühzeitige Gründung (lange vor der Wiedervereinigung !) einer ersten Niederlassung in West- Berlin in der Wielandstraße, spätere  Erweiterung in der Bismarckstraße 91, machten es dem Ingenieurunternehmen Wisserodt möglich, an dem dynamischen „Aufbau Ost“, mit seinem langjährigen Knowhow, sehr erfolgreich mitzuwirken.

Den Tag der Wiedervereinigung, den 3. Oktober 1990, erlebte sein Sohn  und spätere Nachfolger Wolfgang Wisserodt, mit seiner Ehefrau Sigrid an historischer Stätte, dem Reichstag / Brandenburger Tor hautnah mit. Wie schon in der Wielandstraße, so gab es damals auch eine Wohnung im Hause des Büros im Opernviertel (im 17. Sock mit herrlichem Blick über Berlin) in der Bismarckstraße, wo man diese historischen Tage gemeinsam mit den Mitarbeitern erlebte !

Die Nachfolger
Wandel in der Bearbeitung

Aus gesundheitlichen Gründen benötigte Herr Heinrich Wisserodt Unterstützung und so stieg, noch während seines Zweitstudiums, sein Sohn Wolfgang Wisserodt, in das Unternehmen ein. Er konnte mit seiner breitgefächerten akademischen Ausbildung in Hannover und Berlin (Dipl.-Ing. im Konstruktiven Ingenieurbau, Dipl.- Ing. im Verkehrswesen und Wasserbau) und seinen Ideen, einen umfassenden Mehrwert für das Unternehmen generieren.

Wolfgang Wisserodt wuchs als Einzelkind in der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs in Hannover auf, wo er auch die Ausbildungen durchlief, die sein Vater für ihn vorgesehen hatte; dazu gehörte auch eine praktische Ausbildung „auf dem Bau“, zum Betonbauer, bei der Baufirma Philipp Holzmann und den anschließenden Hochschulstudien in Berlin und Hannover.

Wolfgang Wisserodt
Wolfgang Wisserodt

Durch sein überzeugendes persönliches Auftreten konnte er sehr früh  (bereits in den 1970-er Jahren) Vertrauen bei potentiellen Auftraggebern in die Kompetenz des Unternehmens vermitteln und damit ein stabiles Netzwerk aufbauen, was bei der Beschaffung von Aufträgen damals unerlässlich waren.

Während seines Studiums kam er an der Technischen Hochschule Hannover mit den Anfängen der digitalen Technik in Kontakt, die ihn so faszinierte, dass er später diese Kenntnisse in seinem Betrieb umsetzte und dadurch einen unglaublichen Innovationsschub im Unternehmen erzeugen konnte.

Seine Ideen waren auch der Aufbau von Niederlassungen in Göttingen, Hamburg, Berlin, Karlsruhe, Bremen, Wilhelmshaven

=> Präsenz vor Ort

Komplexe Bearbeitung von Verkehrsprojekten (alle notwendige Fachbereiche des Projektes abdecken)

=> alles aus einer Hand

Darüber hinaus setzte er auch auf die eigene Ausbildung von Fachkräften, die auf dem Arbeitsmarkt so dringend fehlten; so bildete er in seinem Unternehmen Bauzeichner und Vermessungstechniker (IHK Hannover) sehr erfolgreich aus – leider verlor er besonders geeignete Mitarbeiter auch an Hochschulen, wo sie eine weitergehende höhere Ausbildung absolvierten.

=> Nachwuchs selber schaffen

Leitsprüche von Herrn Wolfgang Wisserodt waren:

  • Nicht gewagt, ist schon verloren!"
  • Unternehmen ist besser, als unterlassen"
  • Der Tradition verpflichtet, der Zukunft zugetan"

Auch sehr frühzeitig entwickelte Wolfgang Wisserodt bereits die Idee einer Trennung von Planung, Bauüberwachung und Projektsteuerung. Deshalb gründete er neben dem Stammhaus Wisserodt, welches für Planungsaufgaben hervorragend gerüstet war, die Ingenieurgesellschaft  General Contract für die Bearbeitung von Bauüberwachungs- und Projektsteuerungsaufgaben.

Die weitere Entwicklung sollte ihm zu diesem Schritt Recht geben; die Deutsche Bahn verweigerte den Ingenieurunternehmen später die gleichzeitige Beteiligung an mehreren Fachbereichen. So war er sehr gut aufgestellt und für den Leistungswettbewerb vorbereitet.

Smart Engineering
Der Einsatz von digitaler Technik (EDV)

Sehr früh erkannte Wolfgang W. die zu erwartende Erleichterung für Fleißaufgaben (zeichnen von Querprofilen,  Massenberechnungen; Ausschreibungsunterlagen, usw.) bei der Bearbeitung von ingenieurtechnischen Planungsaufgaben durch Anwendung von digitalen Techniken, anstelle der analogen.

Er war im Studium der Ingenieurwissenschaften mit der Digitaltechnik, damals EDV (Elektronische Datenverarbeitung) genannt, als einer der ersten Semester erstmals in Kontakt gekommen, und zwar wurden den Studierenden damals die Programmiersprachen Fortran, ALGOL 60 und Basic vermittelt (Lochkarten).

Einsatz von digitaler Technik
Einsatz von digitaler Technik

Seine  vorausschauende Begeisterung übertrug sich auch auf die Mitarbeiter, sodass Computer von Hewlett-Packhard HP 9810 (micro-station) angeschafft und Zeichen-automaten (Trommel- und Flachbett-Plotter) sowie ein Digitalisiergerät (Digitizer) gekauft wurden, und es wurden eigene Programme entwickelt, z.B. um Querprofilen zu zeichnen um daraus dann  für verschiedene Horizonte (Bodenarten, usw.) die Massen errechnen zu lassen. Auch für die Ausschreibung wurden Ideen entwickelt, damals noch mit der italienischen Firma Olivetti, deren Rechner, neben denen der Firma Hewlett–Packhard HP, im Unternehmen angeschafft wurden. Es wurde ein Schreibsystem auf 12-Kanal-Tapes, quasi als Vorläufer des späteren Standard-Leistungsverzeichnisses STLB/K, für

Einsatz von digitaler Technik
Einsatz von digitaler Technik

Gewerke im Verkehrswesen und Tiefbau entwickelt. Für den  U-Bahn-Bau in Hannover wurde ein Programm für Netzplan- Technik (CPM-Methode) entwickelt. Da es noch keine Programme und auch keine Drucker gab, ließ Herr Wisserodt für eine damals hochmoderne IBM-Kugelkopf-Schreibmaschine ein Interface zu bauen, um diese als Druckeinheit für seine neuen Tisch-Computer zu benutzen.

Inspiriert durch die Fortschritt in der Digitaltechnik, entwickelte Wolfgang Wisserodt im Vermessungswesen, welches eine Fachabteilung innerhalb des Unternehmens war, die Idee des Kontinuierlichen Datenflusses - von der Aufnahme mit selbstregistrierenden Tachymetern (Totalstation) im Gelände, über die Auswertung, bis zur Kartierung. Auch das Einrechnen von Trassen wurde durch die Digitaltechnik erheblich erleichtert und vereinfacht. Die Entwicklung von CAD (Computer Aided Design) schritt voran, z.B. auch im Brückenbau (Entwurf). Später dann auch die Übertragung dieser Ergebnisse, zum Bauen, in die Örtlichkeit. Die Entwicklung des Digitalen Geländemodells (DGM – Dreiecksvernetzung dreidimensionale Geländedarstellung) war geboren, welches später in  BIM (Building Information Modeling) mündete!

Luftbildvermessung
Luftbildvermessung

Nicht nur, um die zahlreichen Niederlassungen in kürzester Zeit betreuen zu können und entsprechend den dortigen Auftraggebern zeitnah gerecht zu werden und schnell präsent zu sein, sondern auch zur Nutzung für die Luftbildvermessung (Orthofotos), schaffte Herr Wolfgang Wisserodt ein Flugzeug der Marke Piper Turbo Arrow (D-EKUW) an, für das er und ein weiterer Mitarbeiter die erforderlichen Flug-Lizensen (VFR) erwarben; darüber hinaus erwarb Herr Wisserodt auch noch die Instrumentenflugberechtigung (IFR) was die Benutzung des Firmen-Flugzeugs noch wetterunabhängiger machte.

Die Beschaffung eines Bootes für die Seevermessung rundete das Portfolie der Leistungspalette ab !

Firmen-Flugzeug Wisserodt  D-EKUW
Firmen-Flugzeug Wisserodt  D-EKUW

Weitere Entwicklung unter Wolfgang Wisserodt

Die Vielseitigkeit (Diversität) war ihm ein sehr antreibender Leitgedanke, zur Ausrichtung der Leistungspalette um  den Anforderungen des Ingenieurmarktes im deutschsprachigen Raum (D – A – CH) gerecht zu werden. Sehr frühzeitig war er akquisitorisch, neben Auftraggebern in Deutschland, auch zu potentiellen AG in Österreich (ÖBB. HL-AG; BEG; ASFINAG, Landesregierungen, usw.) und in der Schweiz (SBB/CFF) erfolgreich unterwegs.

Büro Wisserodt
Büro Wisserodt

So konnte er sich bei den ÖBB Oesterreichischen Bundesbahnen Aufmerksamkeit und Gehör mit seiner Eisenbahn-Kompetenz verschaffen und erhielt von der ÖBB Infrastruktur, der HL-AG, der BEG, der BBT, usw., mehrere Planungsaufträge zu namhaften Bahnprojekten, u.a. Linienverbesserungen zur Erhöhung der Geschwindigkeit auf  v=250 km/h auf  der sogen. Westbahn (Salzburg – Wien), die nördl. Brenner-Zufaufstrecke im Unterinntal, die Neubaustrecke Koralmbahn, PA St. Andrä – Aich, mit Verknüpfungsbahnhof Lavanttal, die Neubaustrecke Innsbruck – Franzensfeste (Brenner Basis Tunnel z.Zt. der längste Eisenbahntunnel der Welt – 2021)

Die Ära Sigrid Wisserodt

Gesundheitliche Gründe (Herzinfarkt Bypass-OP) zwangen Herrn Wolfgang Wisserodt, sein berufliches Engagement drastisch einzuschränken. Die Unternehmen wurde an einen Investor in den Neuen Bundesländern veräußert.

Sigrid Wisserodt
Sigrid Wisserodt

Die mittätige Ehefrau Sigrid Wisserodt wollte dieses langjährig erarbeitete und angesammelte „Eisenbahn-Fachwissen“ nicht so ohne weiteres aufgeben und führte ab 2004 die Tradition des Hauses Wisserodt im Eisenbahnwesen erfolgreich unter dem Namen wisserodt by Business Concept weiter; der Name Wisserodt galt bei den namhaften Auftraggebern in dieser Branche noch etwas, und sie verstand dieses Potential zu nutzen und erreichte die Präqualifikation bei der Deutschen Bahn ……

Durch die starke Nachfrage nach vertieften Eisenbahnkenntnissen, war das Wissen von Herrn Wisserodt weiterhin sehr gefragt, und so nahm sich seine Ehefrau Sigrid Wisserodt beherzt des guten Namens Wisserodt an und führte die Tradition des Hauses Wisserodt fort.

=> Link www.wisserodt-ingenieure.de

Ingenieuraufträge im Verkehrssektor wurden weiterhin, nun von Frau Sigrid Wisserodt und ihren Mitarbeitern, angenommen und bearbeitet, wobei Herr Wisserodt sein umfangreiches Fachwissen einbringen und weitergeben konnte. Ihr gelang es, gleich zu Beginn, einen Auftrag bei der Deutschen Bahn in Stuttgart zu erhalten, der u.a. die termingerechte Fertigstellung des Stuttgarter S-Bahn-Ringschlusses der Linie S 60 beinhaltete, was ihr auch gelang.

Die erfolgreiche Bearbeitung der zuvor genannten Projekte war der Start (Anschub) für Sie, in beide DB-Großprojekte, Stuttgart 21 und NBS Stuttgart – Ulm nachhaltig einzusteigen, für die sie nahezu zehn Jahre erfolgreich tätig war.

An der Seite von Manfred Leger, sie war direkt der Geschäftsführung zugeordnet und später mit Dr. Florian Bitzer, wurde die Verkehrskoordination, die Logistik und Sicherheit für beide Großprojekte in enger Zusammenarbeit mit den Projektabschnittsleitern, den behördlichen Dienststellen der LH Stuttgart und den beiden Regierungspräsidien RP Tübingen und RP Stuttgart erfolgreich durchgeführt.

Erste Untersuchungen für die Nachnutzung des bestehenden und nach Fertigstellung des Durchgangsbahnhofs später aufzulassenden Hauptbahnhofsgeländes,  wurden ebenfalls bereits durchgeführt, in enger Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftamt der LH Stuttgart und DB Imm.

Die Beteiligung an weiteren namhaften Verkehrs-Großprojekten folgte, so die ingenieurtechnische Unterstützung für den DB-Knoten Bamberg, dem letzten Lückenschluss (10 km) an dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit VDE 8 (Berlin–Nürnberg) und die Mitarbeit bei der Fehmarn-Belt-Querung (FBQ), im Zuge der Variantenuntersuchung für das Beibehalten oder den Bau einer neuen Fehmarn-Sund-Querung (FSQ).

Das Engagement von Frau Sigrid Wisserodt wurde eine Erfolgsgeschichte, sie führte die Tradition des Hauses Wisserodt nachhaltig fort und dank ihres unermüdlichen Einsatzes, gelang ihr der nachhaltige Einstieg bei der Deutschen Bahn (DB AG) und das auch noch mit einer hervorragenden Lieferantenbewertung!

Deutsche Bahn
Lieferantenbewertung Deutsche Bahn

Finale Spuren der Ingenieurtätigkeit in den 20er Jahren
des 21. Jahrhunderts …

Der plötzliche unerwartete Tod von Frau Sigrid Wisserodt am Jahresende von 2019 war das einschneidende Ereignis, was alle Beteiligten fassungslos machte, sie war gerade mal sechzig Jahre alt, ohne Vorerkrankungen.

Nun musste der schwer herzkranke Witwer Wolfgang Wisserodt, mittlerweile mit einem Defibrillator-Herzschrittmacher ausgestattet, die Geschäfte wieder übernehmen und weiterführen, u.a. als Berater (Eisenbahn-Experte) und Koordinator für das Großprojekt VDE 8  Lückenschluss Bahnhof Bamberg und für die deutsche Schienenanbindung zur Fehmarn-Belt-Querung war er wieder erfolgreich tätig. Mit großer Energie beendete er seine erneute berufliche Tätigkeit in den frühen 20er Jahren des 21. Jahrhunderts.

Patentschriften – Zertifizierungen – Mitgliedschaften

Patente

  • Deutsches Patentamt München

Zertifizierungen

  • Sachverständiger öffentl. bestellt u. vereidigt für Eisenbahn- u. Verkehrswesen durch IHK Hannover-Hildesheim (Heinrich W.)
  • Managementssystem  zertifiziert von ISO CERT DIN EN ISO 9001:2000 (BVQI)
  • Interner Auditor zertifiziert von BDSF gemäß DIN ISO 9001:2000
  • EUR ING FEANI Fédération Européenne d‘Association Nationales d‘Ingénieur
  • EURAIL-ING UEEIV Union Europäischer Eisenbahn-Ingenieur-Verbände
  • Sachverständiger  öffentl. bestellt u. vereidigt für Eisenbahnbau- u. - Betrieb  durch IHK Hannover-Hildesheim (Wolfgang W.)
  • Bauvorlageberechtigter bei Deutsche Bahn AG – DB ProjektBau GmbH/DB Station und Service AG/DB Energie GmbH (Wolfgang W.)

Mitgliedschaften

  • Reichskammer der bildenden Künste (1940)
  • Bund Deutscher Technik –Beratender Ingenieur (1942)
  • VBI Verein Beratender Ingenieure (später „Verband“) - AHO
  • BDA Bund Deutscher Architekten (1949)
  • IHK Industrie- und Handelskammer Hannover-Hildesheim – Sachverständiger
  • VUBI Verband Unabhängig Beratender Ingenieurunternehmen
  • Ingenieurkammer Niedersachsen, u.a. Bundesländer
  • BDSF Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter
  • VSVI Verband der Straßenbau- und Straßenverkehrs-Ingenieure
  • DVWG Deutscher Verein der Wasser- und Gasfachleute
  • VDV Verband Deutscher Vermessungsingenieure
  • VDEI Verband Deutscher Eisenbahn Ingenieure
  • HTG Hafenbautechnische Gesellschaft

Einzelnachweise

Alle Bilder – Wisserodt